3 Dinge, die du in der Schule nicht über das Schreiben lernst

Schule und Schreiben

This is how you do it: you sit down at the keyboard and you put one word after another until its done. It’s that easy, and that hard.

Neil Gaiman

Non vitae sed scholae discimus („Nicht für das Leben, sondern für die Schule lernen wir“) – Lucius Annaeus Seneca lag damals schon richtig, als er mit diesen Worten die neuen Philosophenschulen kritisierte.

Meine Leben als Texterin, Schreibende und Schreibcoach hat nur wenig mit dem zu tun, was ich als Schülerin gelernt habe. Ja, ich weiß, ich habe gelernt, mich relativ sicher auf dem orthographischen und grammatischen Parkett zu bewegen, und außerdem habe ich die kanonischen Werke gelesen, die vorher als angemessen für meine Generation ausgewählt wurden.

Aber wie sieht die Realität beim Schreiben aus? Da ich auch in der Zusammenarbeit mit Erwachsenen noch sehr oft diese Bilder aus der Schul- und Studienzeit mitschwingen höre, packe ich heute drei Fakten aus dem praktischen Alltag von Schreibenden an, die in der Schule nicht thematisiert werden.

1. Schreiben ist ein Handwerk

AutorInnen und TexterInnen, die gut schreiben, sind nicht die Universalgenies, die von der Muse geküsst werden und sich erst dann vor ihr Blatt Papier setzen.
Nein, sie üben regelmäßig, meistens jeden Tag, auch dann, wenn sie keine Lust oder vielleicht Angst haben, wenn sie ein schlechtes Feedback bekommen oder müde sind.

Gutes Schreiben ist ein Handwerk, das du lernst, bei dem du konstruktives Feedback von außen und viel Selbstdisziplin brauchst, damit du nicht bei der ersten Hürde aufgibst.

2. Schreiben ist mehr als (nur) Schreiben

Schreiben ist ein komplexer Prozess, ein orchestrierter Output mehrerer Fähigkeiten, die zusammen eine Symphonie ergeben.

Ich setze mich hin, schreibe den Text, bin fertig. So schaut es aus.

Franzi Bauer, 3. Sitzbank links beim Fenster, hat seit 1999 keinen Text mit mehr als 100 Wörtern geschrieben.

Bitte, sei keine Franzi Bauer, denn Texte sind wirklich komplexe Wesen.

Du brauchst: eine Idee, eine Message und eine Struktur für den Text. Danach musst du entscheiden, welche stilistischen Elemente du dafür benutzen möchtest, das heißt deine Textsortenkenntnis und deine Erfahrung sind hier wichtig.

Klar strukturierte Absätze, eine eingehende Überarbeitung, die Regeln der Grammatik und Rechtschreibung – all das spielt eine wichtige Rolle, bevor du auch noch entscheiden musst, ob dein Text jetzt fertig ist.

Das ist mehr als nur schreiben zu können.

3. Alle SchreiberInnen haben Durststrecken

Auch erfahrene SchreiberInnen landen in Wortwüsten, schwierigen Zeiten, in denen sie wenig bis kaum schreiben. Jedoch kennen sie durch ihre praktische und theoretische Erfahrung Strategien und Werkzeuge, die sie wieder ins Schreiben bringen.

Es mag sein, dass sie ein paar Tage nicht schreiben, aber dann steigen sie wieder in den Sattel und legen los!

Das Gefühl zu haben, gerade nicht schreiben zu können, ist völlig normal, aber je mehr du schreibst, desto einfacher wird es für dich, selbst dann zu schreiben, wenn du gerade nicht in der Stimmung dafür bist oder wegen deines Nichtschreibens ein schlechtes Gewissen hast.

Fazit

Schreiben ist komplex und wir lernen Schritt für Schritt, wie wir mit dieser Komplexität umgehen, genauso ist Schule ein komplexes System, mit vielen versteckten hidden curricula, die das eigene Selbstbild und Verhalten stark prägen.

Jedoch sollte dich nichts von dem, was du in der Schule gelernt hast, davon abhalten, die wahren Regeln des Schreibens für dich zu entdecken! 💖

Und du? Was hättest du in der Schule gerne über das Schreiben gewusst?

2 Kommentare

  1. Meine Schüler:innen würden dir vehement widersprechen. Aber ich habe den Schreibunterricht in der Schule noch wie du erlebt. Zum Glück gibt es heute Lehrpersonen, die selbst schreiben und nicht nur schreiben lassen. Die nicht anfangs der Lektion ein Thema vorgeben, das am Ende der Lektion in einem perfekten Text aufgearbeitet sein muss.
    Um auf meine SuS zurückzukommen. Ihrer Meinung nach macht Schreiben Spass und es macht süchtig 🙂

    1. Liebe Gabriella,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Ja, es gibt diese Entwicklung, und das finde ich wunderbar! 🙂 Ich glaube auch nicht, dass die Lehrpersonen für diese Situation verantwortlich sind, sondern dass es am veralteten System liegt. Dadurch bleiben solche Relikte, weil man eben oft nicht so viel Zeit hat. Mich stört einfach, dass es oft von der Lehrperson selbst abhängig ist, wie sie an das Schreiben herangeht: Liebt sie das Schreiben, wird sie Wege finden, das den SchülerInnen zu vermitteln. Schreibt sie selbst nicht gerne – weil sie zum Beispiel durch ihre eigene Diplomarbeit traumatisiert wurde -, wird sie das weitergeben. Wie der Rahmenlehrplan ausgelegt wird, ist immer die Frage.
      Für die von dir beschriebenen Erfahrungen können alle SchülerInnen, die das genießen dürfen, nur dankbar sein! 💖

      Vielen Dank für deine Einblicke! 🙂
      Daniela

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