Heute ist der perfekte Schreibtag. Niemand ist zu Hause, du hast mehrere Stunden, in denen du in Ruhe an deinen Texten arbeiten kannst. Aber – was ist das? Gerade dann, wenn du mit dem Schreiben beginnen kannst, erinnerst du dich, was dir noch für das Gulasch am Wochenende fehlt, dass dein Chef dich gestern schon wieder zur Weißglut gebracht hat und die Mütter der Schulkolleginnen deiner Tochter sowieso denken, dass du eine Rabenmutter wärst, weil du keine selbstgemachte Torte zum Willkommenstag mitgebracht hast.
An diesen Tagen merkst du, dass gerade dann, wenn du genug Raum und Zeit für das Schreiben hättest, zahlreiche andere Gedanken und Ideen erscheinen, die dich vom Schreiben abhalten.
Deswegen möchte ich dir hier das Konzept von Julia Camerons Morgenseiten präsentieren.
Was sind Morgenseiten?
Schon jahrzehntelang tummeln sie sich in den Creative-Writing-Communitys und einige Mythen ranken sich um sie. Original (mit diesem Titel) stammen sie von Julia Cameron und waren eine der zwei Grundtechniken in ihrem zwölfwöchigen Programm „The Artist’s Way“, um den inneren Künstler zu befreien.
Morgenseiten helfen dir dabei, unliebsame und kräftezehrende Gedanken vor deiner eigentlichen Schreibarbeit aus dem Weg zu räumen. Du setzt deine Kreativität wieder frei und kannst dich auf das Schreiben konzentrieren.
Bei Julia Cameron werden die Morgenseiten jeden Morgen noch vor dem ersten Kaffee auf drei Seiten in deinem Journal oder Notizheft geschrieben.
Das bedeutet für die Praxis:
- Du schreibst, ohne lange darüber nachzudenken und ohne eine Pause zu machen, einfach alles auf, was dir gerade im Kopf herumgeht, ohne Filter und Zensur. Da braucht es keine schönen Formulierungen, keine korrekte Interpunktion, das alles ist nicht wesentlich. Der Schreibfluss und das geistige Entleeren sind das Wesentliche.
- Am Ende liest du dir die Morgenseiten auch nicht durch. Sie sind ein tägliches Ritual, kompromisslos und nicht verhandelbar. Sie sind das geistige Pendant zum Zähneputzen und räumen den Weg für neue Aufgaben frei.
Morgenseiten nur am Morgen?
Der Name „Morgenseiten“ verleitet dazu, sie nur am Morgen zu schreiben. Dabei sollte man jedoch nicht übersehen, wie hilfreich sie vor jedem Beginn mit der Schreibarbeit sein können.
Ich schreibe Morgenseiten immer dann, wenn ich das Gefühl habe, dass ich keine klaren Gedanken fassen kann oder wenn ich fühle, dass ich große Angst vor einer Aufgabe habe und deswegen am liebsten gar nicht damit beginnen möchte.
Die Wirkung von Morgenseiten
Die Morgenseiten wirken sich gerade dann positiv auf deine Kreativität aus, wenn du sie über mehrere Wochen oder Monate regelmäßig jeden Tag schreibst, denn dadurch kannst du nicht nur momentane Themen bearbeiten, sondern auch tiefergehend mögliche Kreativitätsblockaden durch schlechte Erfahrungen in deiner Vergangenheit lösen.
Variation
Da ich bei meinen Notizbüchern öfter das Format wechsle, habe ich mir angewöhnt, die Morgenseiten nicht in Seiten, sondern in Minuten zu messen. An stressigen Tagen schreibe ich morgens 10 Minuten und an Wochenenden oder freien Tag 20 Minuten.
Du bist gerade beim Schreiben und merkst, dass eine Frage auftaucht? Dann buche dir hier ein kostenfreies Erstgespräch mit mir.