„Tanzen – das kann ich einfach nicht“, „Für das Zeichnen bin ich zu untalentiert … das konnte ich noch nie“ und „Beim Singen treffe ich doch keinen einzigen Ton“ – diese und andere Geschichten erzählen wir uns jeden Tag, das Schwierige daran: Wir glauben sie oft selbst, wir sind davon überzeugt, dass es so ist und wir die Situation nicht ändern können.
Für mich ist das Zeichnen so ein Bereich, wo ich mich unsicher und untalentiert fühle. Während meiner Schulzeit hat sich Schritt für Schritt die Meinung verhärtet – bei anderen und bei mir –, dass ich für das Zeichnen einfach kein Talent hätte. Meine Komfortzone lag bei der Musik und beim Schreiben, aber nicht beim Zeichnen.
Auch wenn ich die „Angst vor dem leeren Blatt“ beim Schreiben nicht spüre, fühle ich sie beim Zeichnen, sobald es heißt: „Zeichne einfach darauf los!“
Der Grund für meine Angst? Ich habe nie bewusst die einzelnen Schritte gelernt, den Prozess, der zu einer fertigen Zeichnung führt. Ich brauche für mein Verständnis einfache Schritte, die im Tun zu einem komplexen Ganzen führen. Sind diese Schritte vorhanden, spüre ich keine Angst. Fehlen sie jedoch, spüre ich die Prokrastination in mir aufsteigen.
Schreiben ist meine Profession, aber mich lächelt das Zeichnen und Malen als Steckenpferd an. Daher mein Entschluss: Ich zeichne auf eine Art und Weise, die mir die Angst vor dem leeren Blatt nimmt. Ich nutze Vorlagen, die mir dabei helfen, komplexe Figuren in Einzelelemente zu zerlegen und ins Tun zu kommen.
Dabei geht es in keiner Weise um Perfektion, sondern es geht darum, etwas zu tun, Schritt für Schritt, auf das ich Lust habe, ohne mich vor der Angst abschrecken zu lassen.
Welchen Bereich gibt es in deinem Leben, der dir als Gesamtes zu komplex, aber in Einzelschritten durchaus machbar erscheint?