Schwülstige Formulierungen, abgedroschene Phrasen, 08/15-Plots – was für eine Schreibende wie der größte Mist erscheint, ist für die andere der Himmel auf Erden. Mein heutiger Blogartikel – der letzte meiner Blogdekade im Februar – ist ein Plädoyer dafür, sich auch auf Unterhaltungsliteratur einzulassen, um das eigene kreative Spektrum zu erweitern.
Jede/r von uns kennt sie: die Romane an den Drehständern in der Trafik oder im Lebensmittelgeschäft. Dort gibt es die Arztromane, die vor Hausfrauenerotik triefenden Fantasy-Romane und die harten Männer in den Western- oder Detektivheftchen. Alles nicht die große Kunst, die beim Bachmann-Preis abräumen wird, aber eine Form der Literatur, die ihre berechtigte LeserInnenschaft hat.
Vor ein paar Jahren durfte ich eine englischsprachige Kollegin auf linguistischer Ebene dabei unterstützen, als sie solche deutschsprachigen Romane von einer bestimmten Autorin ins Englische übersetzt hat.
Es war überaus faszinierend zu sehen, wie groß die Fanbase war, die einen Roman nach dem anderen davon verschlungen hat und nur auf den nächsten gewartet hat. Der Social-Media-Account wurde mit Anfragen geflutet, die LeserInnen tauschten sich voller Leben über die Inhalte und die ProtagonistInnen der Bücher aus. Es war ein Zeichen dafür, wie lebendig Lesen sein kann, wie Charaktere Teil des Lebens der Lesenden werden können.
Daher bin ich dafür, dass jede SchreiberIn sich mindestens einmal in ihrem Leben an solchen Geschichten, Romanen, Stilen etc. versuchen sollte. Für das Mehr an Lebendigkeit für das Schreiben, aber auch für das Lesen!
Ernsthaftigkeit, Experimente und stilistische Sorgfalt sind schon eine gute Sache beim Schreiben und beim Lesen, aber manchmal ist es schon ganz fein, einfach nur eine Geschichte zu schreiben, die Spaß macht, die Feuer entfacht, Spannung erzeugt oder die Fantasie der LeserInnen beflügelt.