Das Schreiben eines Textes ist wie das Kochen eines aufwendigen Menüs für Freunde. Du planst sorgfältig, wählst die besten Zutaten aus und verbringst Stunden in der Küche. Schließlich kommt der Moment der Wahrheit: Deine Gäste kosten den ersten Bissen. Du hoffst, dass sie es lieben werden, aber manchmal musst du noch ein bisschen Salz hinzufügen oder das Gemüse neu anrichten. Genauso ist es mit dem Überarbeiten von Texten. Du hast viel Zeit und Herzblut investiert, und nun musst du kritisch prüfen und möglicherweise das ein oder andere Lieblingsgericht vom Tisch nehmen.
Als ich das erste Mal ein Manuskript überarbeitet habe, fühlte es sich an, als müsste ich einen guten Freund kritisieren. Jede Zeile war mir ans Herz gewachsen, jede Szene hatte ihre eigene Geschichte und Bedeutung. Doch ich musste lernen, dass Überarbeiten nicht bedeutet, die Seele des Textes zu zerstören, sondern sie zum Strahlen zu bringen. Und genau darum geht es bei meiner Blogparade „Kill Your Darlings“. Hier sind meine fünf besten Tipps, um dein Manuskript in ein Meisterwerk zu verwandeln.
Inhalt
1. Lass den Text ruhen
Stell dir vor, du hast ein köstliches Gericht zubereitet. Direkt aus dem Ofen sieht es wunderbar aus, aber wenn du es sofort probierst, fehlen vielleicht noch Gewürze oder die Aromen haben sich noch nicht vollständig entfaltet. Genauso verhält es sich mit deinem Text. Lass ihn ruhen. Gib dir selbst ein paar Tage oder Wochen Abstand. Wenn du mit frischem Blick zurückkehrst, siehst du plötzlich all die kleinen und großen Baustellen, die dir vorher nicht aufgefallen sind.
Ich erinnere mich an eine Geschichte, die ich einmal schrieb und für zwei Wochen beiseitelegte. Als ich sie erneut las, erkannte ich plötzlich zahlreiche Logikfehler und unnötige Ausschweifungen, die mir vorher gar nicht aufgefallen waren. Der Abstand half mir dabei, den Text objektiver zu betrachten und ihn deutlich zu verbessern.
2. Lies laut
Es klingt vielleicht komisch, aber lies deinen Text laut vor. Das laute Lesen hilft dir, holprige Formulierungen und unnötige Wiederholungen zu entdecken. Dein Text sollte im Fluss sein, und das laute Lesen ist der beste Test dafür.
Ein Freund von mir, ebenfalls Schriftsteller, erzählte mir, dass er seine Manuskripte immer laut seiner Katze vorliest. Anfangs habe ich darüber gelacht und es als schrullige Angewohnheit abgetan. Doch als er mir erklärte, dass er so die Dialoge realistischer und flüssiger gestalten konnte, versuchte ich es auch. Während ich meinen beiden Katzen die Dialoge vorlas, bemerkte ich plötzlich, wie unnatürlich einige Gespräche klangen. Nach einigen Anpassungen waren die Dialoge nicht nur lebendiger, sondern auch glaubwürdiger.
3. Kill Your Darlings – wirklich!
Manchmal sind es die Sätze, die wir am meisten lieben, die am wenigsten zum Text passen. Diese goldenen Zeilen, die wie kleine Juwelen scheinen, können den Fluss der Geschichte stören. Sei mutig und streiche sie. Dein Text wird es dir danken.
Einmal war ich total verliebt in eine metaphorische Beschreibung des Sonnenuntergangs in einem Text. Es war ein prächtiges Bild, das ich mit großer Mühe und Stolz formuliert hatte. Doch eine befreundete Testleserin meinte, es lenke nur ab. Schweren Herzens entfernte ich diese Passage und stellte fest, dass die Szene viel kraftvoller und prägnanter wurde. Der Fokus lag nun auf den Charakteren und ihrer Entwicklung, und die Geschichte gewann deutlich an Tiefe und Spannung.
4. Nutze Feedback
Gib deinen Text anderen zum Lesen. Frische Augen sehen Dinge, die du übersehen hast. Nimm die Kritik nicht persönlich, sondern als Chance, deinen Text zu verbessern. Unterschiedliche Perspektiven können wertvolle Einblicke geben und helfen, den Text auf ein neues Level zu heben.
Eine befreundete Autorin zeigte mir ihre fertige Kurzgeschichte. Während des Lesens merkte ich sofort, dass die Handlung für mich als Außenstehende etwas verwirrend war und manche Charaktere keinen Beitrag zum Verlauf der Geschichte lieferten. Ich erklärte mein Feedback und die Autorin nahm einige Änderungen vor, durch welche der Text viel klarer und fokussierter wurde. Dieser Blick von außen kann daher sehr wertvoll sein, wenn man schon zu viel Zeit mit dem eigenen Text verbracht hat.
5. Strukturiere neu
Manchmal hilft es, den Text in eine andere Reihenfolge zu bringen. Schau dir die Struktur an. Manchmal ist es effektiver, wenn die Pointe vor dem Aufbau kommt oder eine Rückblende an den Anfang gesetzt wird. Experimentiere mit der Anordnung deiner Szenen und Absätze.
Ein Autorenkollege erzählte mir, wie er seinen Roman komplett umkrempelte, indem er das Ende an den Anfang stellte. Er hatte monatelang an seinem Manuskript gearbeitet und es mehrfach überarbeitet, doch irgendetwas stimmte nicht. Eines Abends, nach mehreren Gläsern Wein und einem tiefen Gespräch mit einem anderen Schriftsteller, beschloss er, das Ende an den Anfang zu setzen. Plötzlich machte alles viel mehr Sinn, der Spannungsbogen war intensiver, und die Geschichte bekam eine völlig neue Dynamik. Es war ein mutiger Schritt, aber er hat sich gelohnt.
Fazit
Überarbeiten ist ein unverzichtbarer Teil des Schreibprozesses. Es mag schmerzhaft sein, liebgewonnene Passagen zu streichen und hart erarbeitete Sätze zu ändern, aber am Ende steht ein klarer, kraftvoller Text, der deine Leser begeistern wird. Eine regelmäßige Überarbeitungsroutine hilft dir, nicht nur bessere Texte zu schreiben, sondern auch als Autor zu wachsen.
Jetzt bist du dran! Teile deine besten Tipps und Tricks fürs Überarbeiten und nimm an unserer Blogparade „Kill Your Darlings“ teil. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, dass aus guten Texten großartige werden!
Schließe dich der Revolution an und mach mit bei meiner Blogparade „Kill Your Darlings“! Deine Texte werden es dir danken.